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Wie die Bürgerstiftung Jugendlichen hilft


Ehrenamtliche beraten Haupt- und Realschüler jedes Jahr über Lebenshaltungskosten und Versicherungen

Damme. Das Leben kann ganz schön teuer werden. Das merken Jugendliche spätestens dann, wenn die ersten Rechnungen ins Haus flattern, die sie selber bezahlen müssen. Damit sie nicht in Kostenfallen tappen und früh lernen, ihre Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten, bietet die Dammer Bürgerstiftung an der Haupt- und an der Realschule das Projekt „Was kostet mein Leben?“ an. Es gibt zwei Module: Das eine behandelt tatsächliche Lebenshaltungskosten, das andere explizit das Thema Versicherungen.


Die Jugendlichen der jeweils neunten und zehnten Klassen der Haupt- beziehungsweise der Realschule erhalten aber keinen Frontalunterricht. Beim Thema Lebenshaltungskosten sollen sie sich in Gruppen mit den auf sie zukommenden Kosten etwa hinsichtlich der Wohnung inklusive Heizung, Strom und Wasser, mit denen für die Lebensmittel aber auch für die Freizeit und das Handy auseinandersetzen.


Das schafften Zehntklässler der Realschule jüngst, als Werner Etzler und Alfred Müller von der Bürgerstiftung für zwei Unterrichtsstunden zu Gast waren, ziemlich gut. Insgesamt lagen sie mit ihren Prognosen nicht weit von den realen Werten entfernt. Dafür gab es von Werner Etzler ein Lob.
Doch es blieb und bleibt nicht beim Lob. Die Jugendlichen bekommen von den Finanz- und Versicherungsexperten der Bürgerstiftung auch gute Tipps. „Manche sind Binsenweisheiten“, sagte Alfred Müller vor den Realschülern. So führte er als Beispiel an: Jeder sollte wissen, welche Kosten in einem Monat anfallen und sie seinem Einkommen gegenüberstellen.


Mit Blick auf mögliche Kreditaufnahmen riet Alfred Müller, der bis vor kurzem in leitender Position bei der Landessparkasse zu Oldenburg tätig war: „Geht in Euch, prüft, ob die Schulden wirklich nötig sind und ob Ihr sie tragen könnt.“ Zu den Gründen für eine Überschuldung Jugendlicher nannte er „das schlechte Vorbild Elternhaus“. Die Eltern müssten den Kindern frühzeitig beibringen, mit Geld vernünftig umzugehen. Das sei nicht die Aufgabe der Schule.


Zudem riet er den Zuhörern, sobald sie im Beruf seien, am Ende des Jahres eine Lohnsteuererklärung beim Finanzamt einzureichen, wenn ihr Einkommen über dem steuerfreien Betrag – derzeit 11.604 Euro für Singles – liegt. „Es gibt immer Geld zurück. Also nicht faul sein.“
Kostenfallen lauerten überall, sagte Werner Etzler weiter. So sei es verheerend, beim Smartphone einen neuen Vertrag abzuschließen, wenn der alte noch nicht abgelaufen ist. Trotzdem machten manche Jugendliche diesen Fehler. Wichtig sei es auch, vor der Anschaffung eines Autos die tatsächlichen Kosten zu ermitteln. Die würden manchen Jugendlichen am Ende ziemlich überraschen.

Zwei Tipps: Unterlagen abheften und Konto im Auge behalten. Andere Tipps, die die Jugendlichen vollkommen kostenlos bekommen, um die Übersicht über ihre Finanzen zu behalten, sind etwa alle Unterlagen in Ordnern abheften, Kontobewegungen genau auf unerlaubte Abbuchungen überprüfen, Preise vergleichen, Rücklagen schaffen für Reparaturen oder Urlaub, keine Ratenzahlungen eingehen und immer Angebote vergleichen. Am Ende der Doppelstunde mit Werner Etzler und Alfred Müller in der Realschule über die Lebenshaltungskosten gab es von Marvin Schmidt ein Lob für die beiden Vertreter der Bürgerstiftung. Er habe es als interessant empfunden, einmal eine detaillierte Kostenaufstellung zu bekommen. Auch die deutlichen Hinweise zu einer Verschuldung seien lehrreich gewesen. Im zweiten Modul, in dem es um Versicherungen geht, informieren die Vertreter der Bürgerstiftung die Jugendlichen darüber, welche Versicherungen sie unbedingt benötigen und bei welchen Vorsicht geboten ist. Heiko Bertelt, der auch Leiter des Projektes ist, rät zu allererst zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung. Und dann, wenn die Jugendlichen ins Berufsleben eingestiegen sind, zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung: „Vor allem in solchen Berufen, in denen mehr Gefahren lauern.“


Nach Worten Heiko Bertelts gehen die Experten der Bürgerstiftung, die ehrenamtlich tätig sind, jeweils zu zweit in alle neunten und zehnten Klassen. Üblicherweise sind dabei die Lebenhaltungskosten das Thema bei den Neunt- und die Versicherungen das Thema bei den Zehntklässlern.
Im Einsatz sind neben Heiko Bertelt, der beide Bereiche abdeckt, und Werner Etzler sowie Alfred Müller bei den Lebenshaltungskosten Bettina Koch, Anne Lagemann, Jutta Poll, Michael Rechtien, Gerhard Rothe, Dr. Johannes Sonnen und Bernhard Wehming sowie bei den Versicherungen Jörg Peter Hansen, Thomas Hüninghake und Josef Möllmann.


Mit freundlicher Genehmigung der Oldenburgischen Volkszeitung vom 13. März 2024


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